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Referat Naturschutz und Umwelt

Nutz und Schutz

wie viel soll´s von jedem sein? Bergsport und Naturschutz - mittlerweile zwei gleichgewichtige Säulen, auf denen die Arbeit des Deutschen Alpenvereins basiert.

Historische Entwicklung

Das war nicht immer so in der 140-jährigen Geschichte des Alpenvereins. Damals konnten sich die wenigen Mitglieder noch unbefangen im Gebirge bewegen. Sie konnten sich über die fortschreitende touristische Erschließung des Alpenraums freuen, Hütten und Wege konnten gebaut, Skipisten und Lifte errichtet, Klettersteige angelegt werden, ohne dass sich die Frage gestellt werden musste: Belasten wir damit die Natur in unzumutbarer Weise? Damals gab es sie noch, die Freiheit in den Bergen ohne einengende Zwänge. Das ist heute nicht mehr so. Mittlerweile ist uns bewusst, dass wir uns bei unseren bergsportlichen Aktivitäten oftmals in sehr sensiblem Gelände bewegen, das zunehmend auch geschützt werden muss. Natur- und landschaftsverträgliches Bergsteigen ist in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr zur unabdingbaren Forderung geworden. Das beinhaltet, dass wir unter Umständen bereit sein müssen, Einschränkungen in unserem Bewegungsdrang zu akzeptieren. Damit unterstützen wir nicht das zunehmende Verlangen nach stärkerer Ausgrenzung der Menschen aus dem Gebirge. Wir möchten aber die Notwendigkeit betonen, dass alle, die das Gebirge für ihre Aktivitäten in Anspruch nehmen, sich der Frage kritisch stellen müssen: Steht mein Verhalten in der Natur in Ausgewogenheit von „Nutzen und Schützen"?

Naturverträgliche Nutzung der Felsareale

Diese zunächst auf den alpinen Raum bezogenen Feststellungen sind längst auch auf die deutschen Mittelgebirge und insbesondere auf deren Felsareale zu übertragen. Auch hierbei handelt es sich um sensibles Gelände, das zudem verhältnismäßig kleinflächig und daher besonders zu schützen ist. Das hat verschiedene Naturschutzverbände und -behörden veranlasst, für diese Flächen ein absolutes Betretungsverbot einzufordern. Der Alpenverein, seine Landesverbände und die Ihnen angeschlossenen Sektionen vor Ort halten totale Sperrungen für überzogen. Klettersport und Naturschutz müssen sich nicht in jedem Fall ausschließen, wenn sich Naturschutzverbände und -behörden sowie Kletterer/innen unvoreingenommen um Lösungen bemühen. Ein bemerkenswertes Beispiel für einen möglichen Erfolg ist die Fränkische Schweiz in Bayern, ein Klettergebiet, in dem die Prinzipien eines nachhaltigen und naturverträglichen Klettersports mustergültig umgesetzt wurden. Dort hat sich zwischen Kletter- und Naturschutzseite inzwischen ein großes Vertrauensverhältnis entwickelt, das eigentlich Zielvorstellung für alle Klettergebiete sein sollte. Dies wurde erreicht, weil beide Seiten bestrebt waren, den Konflikt zwischen Sport und Natur zu versachlichen und einen tragfähigen Ausgleich zwischen den Ansprüchen der Kletterer/innen und den Erfordernissen des Naturschutzes zu erzielen.

Naturverständnis und Grenzen der Nutzung

Durch den unmittelbaren Kontakt mit der Natur bei der Ausübung jeglicher Bergsportart kann für den Menschen ein vertieftes Naturverständnis entstehen. Ein daraus entwickeltes Naturbewusstsein ist Grundvoraussetzung für umweltgerechtes und naturschonendes Verhalten. Der Deutsche Alpenverein stellt daher auch Grenzen fest, innerhalb derer sich der Sport bewegen sollte. Diese Grenzen werden dann überschritten, wenn die Natur in ihrer Einzigartigkeit nachhaltig geschädigt wird. Die Kletterer/innen haben das in der Regel längst begriffen. Insofern sind sie die Letzten, die einer maßvollen Einschränkung ihrer Aktivitäten im Wege stehen. Denn sie haben ein unmittelbares Interesse daran, dass die einmalige Natur, in der sie sich bewegen, erhalten bleibt. Dafür sind sie bereit, Einschränkungen hinzunehmen, die allerdings nachvollziehbar und im Rahmen bleiben müssen. So weit sind wir vielerorts in NRW noch nicht. Zwar gibt es auch hier positive Entwicklungen, wie das Beispiel „Bochumer Bruch" und eine Reihe Felsbereiche im Sauerland zeigen. Doch sind einvernehmliche Lösungen im Sinne von Klettersport und Naturschutz oftmals noch blockiert. Gemeinsam erstellte Regelungen, ob, wo, wann und wie an den Mittelgebirgsfelsen geklettert werden kann, sowie die Kartierung von Felsarealen und Steinbrüchen sind notwendig . Hierbei sind Naturschutzverbände und -behörden sowie der DAV-Landesverband NRW und besonders die ortsnahen an Klettermöglichkeiten interessierten Sektionen gefordert. Eine dogmatische Position, die ausschließlich die Interessen des Klettersports in den Vordergrund stellt, ist ebenso wenig zielführend wie Einschränkungen, die aus naturschutzfachlicher Sicht eigentlich nicht nötig sind.

Natur- und Umweltschutz in den Sektionen

Viele DAV-Sektionen in NRW, auch solche, deren Standorte sich nicht in unmittelbarer Nähe von Mittelgebirgsfelsen befinden, verfolgen den Natur- und Umweltschutz sehr ernsthaft. Dies ist das Ergebnis einer an alle Sektionen des Landesverbandes NRW herausgegebenen Fragebogenaktion. Beispiele konkreter Naturschutzaktivitäten:

  • Mitwirkung bei Stadtsauberkeitstagen und Waldsäuberungsaktionen
  • Baumpflanzungsaktionen
  • Übernahme von Wegepatenschaften
  • Bachpatenschaften
  • Nistkastenbau, - ausbringung und - pflege
  • Kopfweidenpflege
  • Pflege von Streuobstwiesen und Hecken
  • Biotoppflege
  • Sicherungsmaßnahmen im Nationalpark Eifel
  • Gestellung von Mitgliedern als Ranger im Nationalpark
  • Das Naturschutzreferat strebt an, die Naturschutzaktivitäten der einzelnen Sektionen verstärkt zu koordinieren. Ziel ist eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit. Wir möchten das Image des Deutschen Alpenvereins als reiner Bergsportverein um die Säule des Natur- und Umweltschutzes erweitern. Durch intensiveren Erfahrungsaustausch und gegenseitige Hilfestellung der einzelnen Sektionen und deren Naturschutzreferaten untereinander möchten wir die Nachhaltigkeit der Natur- und Umweltschutzaktivitäten sicherstellen. Wir motivieren die Sektionen des Alpenvereins, sich an ihren Heimatorten verstärkt am Natur- und Umweltschutz zu beteiligen, besonders auch in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und Initiativen. Nutz und Schutz - wieviel also soll´s von jedem sein? Soviel, dass wir mithelfen, nicht nur uns, sondern auch folgenden Generationen eine Welt zu erhalten, in der die Vokabel Natur noch nicht aus dem Wortschatz verschwunden ist.